8.000 km Trip mit dem Camper nach Marokko

Wir verbrachten jeweils mit unseren Familien die Weihnachtsfeiertage, saßen aber insgeheim auf heißen Kohlen: Es geht bald los! Unsere Reise nach Marokko – nach all den Recherchen, Erledigungen und letzten Arbeiten an Franzek – jetzt ist es so weit. In dem Video seht ihr unsere Route von München nach Algeciras, die Überfahrt nach Afrika und die ersten Tage in Marokko.

Tag 1: zweiter Weihnachtsfeiertag, Abfahrt München bei 4°

Es ist 7.30. Die Fahrt beginnt mit Sonne und Nebel im Wechsel. Heutiges Ziel ist Frankreich, wir tanken kurz vor der Grenze in Kehl, passieren um 11.30 den Rhein und somit die Grenze und fahren durch Straßburg. Wohin es uns heute genau verschlägt, ist noch offen. Im Radio hören wir, dass die Tage wieder länger werden, aber ab 15.30 fängt es zu dämmern an und damit wird es Zeit uns einen Stellplatz zu suchen:

Mit der App park4night haben wir alle Camping- und Stellplätze auf dem Radar. Die Campingplätze haben zu dieser Jahreszeit in Frankreich geschlossen, so bleiben uns noch die eingetragenen Stellplätze, wo man gegen etwas Geld eventuell das Minimum an Ausstattung bekommt: Wenn man Glück hat Strom und Toilette. Wir fahren noch weiter bis es dunkel wird, passieren noch ein paar dunkle Ortschaften und erreichen um 19.15  die kleine Gemeinde Archignat.

Das 350 Seelendorf hat tatsächlich einen Stellplatz, der so einsam wie das ganze Dorf ist. Wen verschlägt es auch im tiefsten Winter hierher? Wir erahnen im Dunkeln die Anmutung des Ortes: Alte Steinhäuser, ein See in der Nähe. Auf dem Stellplatz: keine Toilette, aber dafür Strom. Wir bezahlen 9,- für die Nacht inkl. Strom, die wir in einen Briefkasten schmeißen, merken kurze Zeit später, unsere Kabeltrommel funktioniert nicht. Na toll, ohne Strom, kein Heizlüfter, der unseren kleinen Campervan rasch aufheizen könnte.

Marek und ich üben uns in den Handgriffen, welche wir die nächsten Wochen immer wieder brauchen werden: Verdunkelungsmatten anbringen, Auffahrkeile auffahren, Drehsitz umdrehen, Lampe anbringen, Gaskocher auspacken. Wir haben unser frisches System, das wir selbst noch besser kennenlernen müssen. Heute gibt es einen Topf zu Hause vorbereitetes Chili con Carne, man darf es sich für den Anfang auch leicht machen und sitzen noch ein bisschen im Bus gemütlich zusammen und gehen früh schlafen.

Aire Municipale, Rue des Chalets, 03380 Archignat

Tag 2: weiter nach Spanien, Tordesillas, 2°

Nach einem Kaffee in Dunkelheit und Kälte sind wir um 7.00 Uhr morgens wieder auf der Strecke. Es regnet. Weihnachtsplätzchen sind unser Frühstück. Wir kommen in Südfrankreich an, fahren an Bordeaux vorbei und sehen das erste Mal auf dem Weg das Meer.

Mittags machen wir in Labouheyre eine Pause beim Intermarche und schmieren uns französische Baguettes. Wir sind kurz vor Spanien, entscheiden uns vor Biarritz für die Autobahn und umgehen die Städte an der Küste und sparen uns somit etwas Zeit. Nach San Sebastian geht es wieder runter von der Autobahn, weiter auf die Autovia. 

Wir fahren durch das Baskenland und verlassen die Küste, fahren an Burgos vorbei. Nebel begleitet uns. Es wird überraschend kalt. Die Strecke durch Extremadura kommt uns auch ziemlich extrem vor, es hat 0° und wir haben etwas Respekt vor der Nacht ohne Heizlüfter. Wir landen diesen Abend um 19.30 in Tordesillas und bleiben in einem Hotel für 45 € übernacht. Die Restaurants öffnen langsam ab 20 Uhr, unser Hunger passt nicht zu den spanischen Essenszeiten, doch wir finden eine Tapas-Bar, die uns mit Sopa Castilliana, Pulpo und Lachs versorgt. Nach dem langen Tag genießen wir noch eine heiße Dusche im Hotelzimmer, dann fallen wir ins Bett.

Tag 3: wir erreichen Carlos und den Fels von Gibraltar

Der Tag beginnt mit Baguettes im Hotelzimmer schmieren, Marek testet die Kabeltrommel nochmal und zum Glück, sie geht doch! Wir starten im Dunkeln, der Sonnenaufgang wird später und später, heute um 8.30 Uhr.

Gut ausgeschlafen fahren wir die ersten Kilometer wieder im Nebel. Nachmittags gegen 14.00 fahren wir an Sevilla vorbei, 2 Stunden später schon unser Tagesziel: Algeciras. Der Fels von Gibraltar blitzt auf einmal hervor, was für ein beeindruckender Anblick!

In allen Blogs und Foren liest man von dem Ticketkauf bei Carlos. Auch wenn es auf dem Weg viele andere Ticketshops für die Überfahrt nach Marokko gibt, wir machen es genau so und stehen in dem kleinen Büro von Carlos!

Vor uns und nach uns reihen sich die älteren WOMO-Besitzer – hauptsächlich aus Frankreich und Deutschland, die zum Ticketverkäufer ihres Vertrauens gehen: Denn angeblich ist Carlos einfach fair, gibt einem die besten Tipps, warnt einen vor Tricksereien – und macht vor allem keine Geschäfte mit Schleppern.

Carlos: Agence Voyage Ticket Bateaux Tanger, Calle Fragata, 32, 11379 Los Barrios, Cádiz, Spanien

Beim Kauf unserer flexiblen Tickets für die Hin- und Rückfahrt für 200,- erhalten wir eine Flasche Cidre und Kekse als Geschenk obendrauf. Wir nutzen die frühe Ankunft in Algeciras und erledigen die letzten Besorgungen:

Wir decken uns für Marokko ein und kaufen, was man mitnehmen darf:
2 Paletten Bier, 2 Flaschen Wein, 1 Flasche Wodka und Toilettenpapier. Gegen Abend kommen wir in Linea de la Conception am Campingplatz an, es hat angenehme 16°, duschen, es gibt nochmal Chili, um 18.30 ist es dunkel.

Nun fühlt es sich an, als ob wir unser erstes Ziel erreicht haben und die Vorfreude ist groß, dass wir morgen einen neuen Kontinent betreten: Afrika!

Camping Sureuropa, Camino Sobrevela, s/n, 11300 La Línea de la Concepción, Cádiz, Spanien

Tag 4: Überfahrt, wir sind in Marokko

Wir fahren in aller Ruhe um 9.20 vom Campingplatz los, der Weg zum Hafen dauert ca. 30 Minuten. Die Tickets von Carlos sind bestens vorbereitet, sogar eine Wegbeschreibung mit den richtigen Abzweigungen ist mit dabei.

Wir haben vor, die zweite Fähre der Fährgesellschaft Transmediterránea zu nehmen, die um 8.00 war uns noch zu früh, die zweite geht laut Plan um 11.00 los. Wir sind wie es sich gehört eine Stunde vorher da und durchlaufen das Prozedere: Reisepässe, Fahrzeugschein, Tickets herzeigen, das mehrmals hintereinander. Uns wird ein Passagier- und Autoticket für die Fähre ausgehändigt. Auf dem Ticket steht auch tatsächlich Franzek, unsere individuelle Autobeschriftung wurde für den Modellnamen des Fahrzeugs gehalten.

Insgesamt ist es eine lange Warterei, doch wir sind nicht alleine. Es ist interessant, zu sehen, mit welchen Passagieren wir uns die Fähre teilen. Rentner mit weißen, riesigen WoMo-Schiffen, Abenteuerlustige mit wüsten tauglichen Jeeps, ein paar Busse wie wir und PKWs.

Wir fahren auf die Fähre, die Einweiser kennen das Spiel uns geben jeden Fahrer genaue Anweisungen. Wir stehen, packen das Nötigste zusammen und machen uns auf den Weg aufs Deck. Ohne herumgetrödelt zu haben, merken wir schnell, dass sich die Schlange für die Einreise schon lange reiht. Man muss einen Zettel ausfüllen, hat am besten seinen eigenen Kugelschreiber mit dabei und zeigt bei der Polizeistation Reisepass her und bekommt den Stempel in den Pass.

Bis die Fähre losfährt, ist es schon nach 12.00. Die Überfahrt an sich dauert vielleicht 1 1/2 Stunden, doch bis wir in Tanger Med anlegen, dauert ewig. Es ist ein Spektakel, wie alle Autos organisiert wieder von der Fähre fahren, manche müssen rückwärts eine Rampe hinunterfahren – wir zum Glück nicht. Wir verlassen als zweitletzter das Schiff.

Nun haben wir afrikanischen Boden unter den Füßen, beim ATM am Hafen holen wir unsere ersten zwei Rationen an Dirham (jeweils maximal 2.000 DH pro Abheben). Doch bevor wir das Hafengelände verlassen, werden wir durch den Zoll geschleust. Wir werden an die Seite gebeten, packen unsere ersten Brocken Französisch aus und warten. Der Beamte will kurz einen Blick in unseren Bus werfen und übergibt uns den „Einreiseschein für FRANZEK“, die Registrierung, dass wir das Auto nach Marokko importieren und auch wieder exportieren.

Und so vergeht der Tag. Wir fahren noch eine dreiviertel Stunde auf der Autobahn nach Mollay Bousselham. Das soll unser erster Stellplatz in Marokko sein. Der Campingplatz hat ein Restaurant mit WLAN, wo wir den nächsten Tag planen können.

Auf der Fähre nach Marokko
Auf der Fähre nach Marokko

Camping Atlantis Gate A Moulay Bousselham

Tag 5: Aufwachen in Marokko und weiterfahrt nach Mohammedia

Unser erster Morgen in Marokko beginnt mit einer Erkenntnis: Es ist ganz schön kalt am Morgen! Für Kaffee machen müssen wir an unsere Küchenbox und stehen somit relativ schnell bei Sonnenaufgang draußen und machen es uns warm, mit der Tasse in den Händen.

Wir spazieren durch den Ort und merken schnell, das ist kein typisches Touristenörtchen, wir bekommen unseren ersten Eindruck des Landes. Männer auf den Straßen, die Geschäfte machen, wenige Frauen. Freundliche Menschen, die einen grüßen. Die Suche nach Frühstück führte uns in ein Restaurant, erste Begegnung mit Sprachbarrieren, wenn von beiden Seiten das Französisch nicht reicht. Frisch gepresster Orangensaft zu läppischen Preisen, Frühstück, das weder europäisch noch marokkanisch ist – Omelette ohne alles. Das erste Mal bezahlen, die Währung bewusst ansehen und versuchen zu erraten, was die Summe ist. Zum Glück gibt es einen Taschenrechner am Tresen – das funktioniert auch ohne Worte.

Wir fahren 160 km weiter nach Mohammedia. Wieso ausgerechnet dort hin? Weil wir weiter Richtung Süden kommen wollten und weder in Rabat noch in Casablanca übernachten wollten.

Stellplatz in Mohammedia

Das Video zu unserem Marokko Abenteuer

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Martina

Servus, ich bin Martina: Gebürtige Oberpfälzerin liebt bayerische Seen, Grillenzirpen, Sternschnuppenschauen🌟 und Lagerfeuer🔥 in lauen Nächten. In Kindheitstagen bereits angesteckt, mit Roadtrips durch Kanada und Zelten. Van-Ausbau VW T5, Citroen Jumper 🚐

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