Albanien im Camper: Unsere Route & Geheimtipps für Vanlife
Ende September zieht es uns in den Süden, auf der Suche nach spätsommerlichen Temperaturen. Albanien überzeugt uns nach kurzer Recherche sofort: Hohe Berge treffen hier auf traumhafte Strände, verbunden durch spektakuläre Panoramastraßen. Das Land gilt noch als Geheimtipp und bietet, was in Europa selten geworden ist – echte Freiheit für Camper. Mit unserem neu ausgebauten, autarken Campervan FRANZEK wollen wir genau diese Freiheit erleben. Freistehen ist hier weitgehend unreguliert möglich, fernab vom Massentourismus.
Einreise & Route
Nach unserem Aufenthalt in Montenegro an der Küste reisen wir über den Grenzübergang Muriqan/Sukobin ein, der zwischen dem Shkodra See und der Küste bei Ulcinj liegt. Die alternative Möglichkeit nach Albanien einzureisen, ist der Grenzübergang Hani i Hotit, in der Nähe von Podgorica, der Hauptstadt Albaniens nördlich des Shkodra-Sees.
An der Grenze lief alles recht zügig und unspektakulär. Mit den nötigen Papieren Personalausweis oder Reisepass und für das Fahrzeug Zulassungsbescheinigung waren wir schneller auf der albanischen Seite als wir schauen konnten. Wir wurden durchgewunken und mussten keine Grüne Karte vorzeigen. Wir empfehlen, vor der Reise die Grüne Karte zu checken, bei unserer KfZ-Versicherung von ADAC ist Albanien mit eingeschlossen. Notfalls kann eine temporäre KfZ-Versicherung an der Grenze erworben werden, was wir aber nicht empfehlen möchten.
Internet und Währung
Direkt nach der Grenze besorgten wir uns eine Vodafone SIM-Karte für 25 Euro mit 40 GB Datenvolumen, die der Verkäufer im Mini-Market für uns aktivierte. Ein Hotspot* für beide Smartphones reichte für unsere gesamte Albanien-Zeit völlig aus.
Der Umgang mit Geld ist unkompliziert: Den Wechselkurs von 100 Lek zu 1 Euro merkt man sich leicht. Der Euro wird vielerorts direkt akzeptiert, Geldwechsel ist auch in Supermärkten problemlos möglich. Geldautomaten findet ihr hauptsächlich in größeren Orten – wir haben gute Erfahrungen mit der Credins Bank gemacht. Vor Bergtouren solltet ihr ausreichend Bargeld dabei haben.
Essen & Restaurants in Albanien
In Albanien ist Essen gehen günstig. Traditionelle Restaurants bieten herzhafte Portionen zu günstigen Preisen: Ein Hauptgericht kostet meist zwischen 5-10 Euro. Die albanische Küche ist stark mediterran geprägt – gegrilltes Fleisch, frischer Fisch an der Küste und viel Gemüse stehen auf der Speisekarte. Da die Supermarktpreise oft auf oder über dem deutschem Niveau liegen, ist Selbstkochen preislich nicht attraktiver als der Restaurantbesuch.
Besonders in Theth und Berat haben wir in kleinen Familienrestaurants authentisch und gut gegessen. In den Touristenzentren findet ihr auch internationale Küche, aber unsere schönsten Restauranterlebnisse hatten wir in den einfachen, lokalen Gaststätten.
Tipp: In den Bergen solltet ihr bei den Gästehäusern vorbestellen, da oft auf Anfrage frisch gekocht wird. Die Portionen sind meist so großzügig, dass man sie gut teilen kann.
Unsere Albanien-Route mit dem Campervan (10-12 Tage)
Diese Route führt in 10–12 Tagen durch die Highlights Albaniens – von der Mittelmeerküste bis in die Berge. Wichtig zu wissen: Die Entfernungen auf der Karte täuschen oft. Durch das einfache Straßennetz müssen einige Orte wie Shkodra oder Tirana mehrmals passiert werden, da viele Strecken nur als Hin- und Rückweg möglich sind. Die Fahrzeiten können durch kurvenreiche Bergstraßen deutlich länger ausfallen als erwartet. Tunnel sind selten, die Straßen führen oft über die Pässe und Berge.
Dazu möchten wir anmerken: Besonders bei der Anfahrt zu Bergdörfern wie Theth solltet ihr genügend Pufferzeit einplanen. Die letzten Kilometer können sich durch enge Straßen, viel Gegenverkehr und enge Serpentinen ziehen.
Wichtig für deine Routenplanung
- Distanzen täuschen: Was auf der Karte nah erscheint, kann durch kurvenreiche Straßen zeitintensiv sein
- Flexibel bleiben: Wetterlage kann Routenänderungen erforderlich machen
- Fahrzeugcheck: Nicht alle Strecken sind für große Vans geeignet
Die Route im Detail
1. Shkodra-See (2 Tage)
🚐 Perfekt zum Ankommen und Entspannen
- Größter See der Balkanhalbinsel
- Übernachten: Camping Resort Lake Shkodra
- Europäischer Standard
- Perfekte Infrastruktur
- Wassersport-Verleih (SUP/Kajak)
- Van-Tipp: Ideal zum Vorräte auffüllen in Shkodra
2. Berat (1–2 Tage)
🏰 UNESCO-Weltkulturerbe
- Sehenswert:
- Historische Stadtteile Mangalem und Gorica
- Imposante Burganlage
- „Stadt der tausend Fenster“
- Van-Tipp: Parken außerhalb der Altstadt, zu eng für große Vans
3. Osumi-Schlucht (1–2 Tage)
🏞️ Naturspektakel par excellence
- 60–70 Meter tiefe Canyon-Landschaft
- Höhepunkte:
- Aussichtspunkte von oben
- Wanderwege im Tal
- Fotogene Hängebrücken
- Van-Tipp: Schöne Freizeitplätze finden sich überall im Canyon
4. Küstenroute: Vlora – Dhermi (2–3 Tage)
🌊 Traumhafte Mittelmeerküste
- Höhepunkte:
- Spektakulärer Llogara-Pass
- Einsame Badebuchten
- Beste Freistehplätze direkt am Meer
- Van-Tipp: Motorbremse nutzen und Bremsen schonen
5. Gjirokaster (1–2 Tage)
🏺 Osmanische Architektur trifft Naturwunder
- UNESCO-Welterbestadt
- Beeindruckende Burganlage
- Ausflug: Syri i Kalter (Blaues Auge)
- Kristallklare Karstquelle
- Gut erreichbarer Parkplatz
- Vor dem bezahlten Parkplatz gibt es eine Wiese, wo man kostenlos parken kann
- Eigenes Fahrrad mitnehmen oder ca. 40 Minuten pro Strecke einplanen
6. Theth (2–3 Tage)
⛰️ Höhepunkt der albanischen Alpen
Backpackerparadise und internationales Publikum
- Anfahrt beachten:
- Straße sehr eng und kurvenreich, aber komplett asphaltiert
- Vorher tanken
- Schneeketten im Frühjahr/Herbst
- Übernachten:
- Parkplatz am Dorfeingang (autark) oder einer der Campingplätze
- Aktivitäten:
- Valbona-Pass Wanderung (Vaja Valbones) (6-7h)
- Blue Eye of Theth (4h)
- Wasserfall-Tour (2-3h)
- Van-Tipps:
- Vorräte in Shkodra auffüllen
- Bargeld mitnehmen
- Genug Zeit einplanen
Routenplanung-Tipps
- Wetterabhängig planen: Berge nur bei stabilem Wetter. Wir haben deshalb unsere Route spontan angepasst und zuerst die Küste erkundet.
- Straßenverhältnisse prüfen: oft eng und kurvig. Schaut vorher, ob eure Fahrzeuglänge/-breite für die geplante Strecke geeignet ist.
- Flexible Tagesplanung: Fahrzeiten sind immer länger als erwartet. Plant großzügige Puffer ein.
- Versorgung beachten: Größere Städte für Einkäufe nutzen
- Panoramic Roads: Gut ausgebaut, spektakuläre Ausblicke, aber zeitintensiv
Unser Extra-Tipp: Eine grobe Routenplanung ist wichtig, aber bleibt flexibel – gerade beim Wetter. Die schönsten Plätze entdeckt man oft spontan!
Ist Albanien sicher für Camper?
Ja, Albanien ist ein sicheres Reiseland. In touristischen Gebieten und beim Freistehen hatten wir keine negativen Erfahrungen, im gegenteil – für uns war es bis jetzt das sicherste Urlaubsland. Wie überall gilt: Fahrzeug absperren und wertvolle Gegenstände nicht offen liegen lassen.
Wann ist die beste Reisezeit mit dem Camper?
Die ideale Zeit ist von Mai bis Oktober. Im Hochsommer (Juli/August) kann es sehr heiß werden. September/Oktober bietet angenehme Temperaturen für Wanderungen und noch warmes Meerwasser. Die Berge sind noch gut erreichbar.
Brauche ich einen speziell ausgebauten Van für Albanien?
Nicht zwingend, aber Autarkie ist von Vorteil. Die Infrastruktur für Camping ist begrenzt, daher sind eigene Toilette und Wasserversorgung praktisch. Die Straßen sind für normale Campervans geeignet. Trotzdem sollte man die Strecken recherchieren, oftmals sind sie nur für Allradfahrzeug geeignet.
Was kostet eine Woche Camping in Albanien?
Campingplätze kosten etwa 10-15€/Nacht, Freistehen ist kostenlos. Restaurants 5-10€/Mahlzeit. Mit Spritkosten, Einkäufen und Aktivitäten sollte man mit ca. 30-60€ pro Tag für 2 Personen rechnen. Benzin ist recht Teuer.
Unsere Highlights und Fazit
Ein besonderer Höhepunkt in Albanien, auf den wir uns gefreut hatten, war das Freistehen mit dem Campervan. In der Realität haben wir es jedoch nur gelegentlich genutzt, da wir immer wieder auf Infrastruktur angewiesen waren – sei es für eine Dusche oder das Entleeren von Toilette und Grauwasser. Der traumhafte Strand bei Dhermi bietet allerdings ein echtes Paradies für Freisteher. Die Campingplätze im Land sind meist klein und familiär geführt – oft charmant im eigenen Hinterhof.
Die albanische Gastfreundschaft hat uns nachhaltig beeindruckt. Man spürt deutlich, dass der Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt, und die Einheimischen freuen sich aufrichtig über Besucher. An beliebteren Orten zeigen sich aber auch Schattenseiten: Die Infrastruktur ist teils noch nicht auf größere Touristenströme ausgelegt (besonders bei der Müllentsorgung), und Naturschönheiten wie der Syri i Kaltër werden zunehmend touristisch erschlossen.
Die Vielfalt des Landes hat uns besonders begeistert. Küste und hohe Berge liegen oft nah beieinander, ebenso wie unberührte Natur und lebendige Städte – perfekt für spontane Routenänderungen je nach Stimmung und Wetter.
Überraschend waren die Preise in den Supermärkten. Die großen Ketten bieten zwar eine gute Auswahl, allerdings zu deutschen Preisen. In kleineren Läden ist das Angebot begrenzt, und bei Frischeprodukten hatten wir einige Qualitätsprobleme: Schinken, Käse oder Salat von der Frischetheke schmeckten teilweise ungenießbar.
Fazit: Albanien ist ein spannendes Reiseziel im Wandel. Wer das ursprüngliche Land erleben möchte, sollte nicht zu lange warten.
Wir kommen definitiv wieder – wie sind eure Erfahrungen?