Slowakei mit dem Campervan – Die beeindruckende Niedere Tatra

Dieses Jahr ist außergewöhnlich. Unsere letzte richtige Reise war im Dezember und Januar – schon eine gefühlte Reiseewigkeit her. Wir waren einige Wochen in Marokko unterwegs – und es war einfach traumhaft. Wer mehr darüber lesen möchte, der kann es hier tun: Marokko.
Wir fanden es so toll, dass wir uns direkt vornahmen, länger unterwegs zu sein – warum nicht drei oder sechs Monate? Im Februar hatten wir die Gespräche mit unseren Arbeitgebern und bis auf die Details war alles klar. Wir machen ein Sabbatical! Nach 10-15 Jahren im Beruf ist das schon OK.
Wir wären im Oktober losgefahren. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kein Sabbatical, keine Weltreise, oder zumindest Europa. Ball flach halten.

Die slowakische Flagge
Die slowakische Flagge

Wir waren schon einige Male in Polen. Ähnlich wie in Deutschland, in Bayern, gibt es dort den bergigen Süden. In Bayern sind es die Alpen und Voralpen – in Polen ist es die Tatra. Zwei Drittel des Gebietes der Tatra liegen in der Slowakei und ein Drittel in Polen. Die höchsten Gipfel Polens, der Slowakei und sogar von Mitteleuropa liegen in der Hohen Tatra. Und das Beste: von München aus sind es weniger als 7-8 Stunden.

Also gut, dann geht es in die Hohe Tatra – wir wollen in die Slowakei mit dem Campervan. Wir entscheiden so wie immer – sehr spontan.
An einem heißen Freitagnachmittag geht es los. Wir fahren direkt nach der Arbeit los und kommen ca. 450 km weit.

Stellplatz und Pause in der Nähe von Melk

Wir übernachten in Österreich, in der Nähe von Melk. Dort standen wir schon letztes Jahr und fanden die kleine Stadt mit dem Stift Melk – einfach toll. Wir stehen an einem Totarm der Donau kurz vor Melk.

Ein Totarm der Donau bei Melk
Bei Melk an einem Totarm der Donau

Wir genießen den warmen Hochsommerabend und springen ins Wasser. Reisen muss auch Spaß machen – der Weg ist das Ziel. Am Abend verziehen wir uns ins Auto und, nach und nach verlassen die Tagesbesucher den großen Parkplatz. Die Polizei dreht ihre Runde, interessiert sich aber nicht für uns. Am nächsten Morgen geht es wie immer bei uns sehr früh wieder los. Wir fahren an Melk, St. Pölten und Wien vorbei. Und bald ist Bratislava zu sehen.

Der Grenzübertritt verläuft unspektakulär. Keine Kontrollen, keine Verzögerungen. Wir sind sehr froh. Für uns beginnt jetzt unsere Tour durch die Slowakei mit dem Campervan. Für die Slowakei benötigt man eine Vignette, die man bequem Online holen kann. Auf der Seite https://eznamka.sk/de kann man die Vignette kaufen. Es ist nicht notwendig, etwas an die Windschutzscheibe zu kleben – alles funktioniert automatisch. Bezahlt wird per Kreditkarte. Wir entschieden uns für 10 Tages Variante für 10 €.

Banská Bystrica, die erste Station in der Slowakei

Unsere erste Station in der Slowakei ist dann auch nach ca. zwei Stunden Banská Bystrica. Die Stadt ist die sechstgrößte Stadt in der Slowakei und liegt unweit der Niederen Tatra und ist einen Besuch Wert. Wir parken unweit des großen Platzes und laufen erstmal ziellos durch die Stadt und genießen die bunte Gotik, Renaissance- und Barockarchitektur um den Hauptplatz.

Der hauptplatz in Banská Bystrica
Der wunderschöne Hauptplatz in Banská Bystrica

Weiter geht es auf der BAB 66 durch die Niedere Tatra. Wie sich später herausstellt liegen die Niedere Tatra und die Große Fatra nah beieinander – südlich vom Liptauer See. In beiden Gebirgen gibt es Gipfel mit mehr als 1500 m.
Wir starten bei ca. 30° und sind schnell bei kühlen 14° angelangt. Oben in der Niederen Tatra verläuft die Wetterscheide, weiter nördlich ist es bis zu 20° kühler. Der Dauerregen setzt wenig später ein und wird uns den ganzen restlichen Tag begleiten.

Liptovská Mara – Liptauer Stausee

Die erste Nacht in der Slowakei verbringen wir am Ufer des Liptauer Stausees in der Nähe des Staudamms. Wir fahren in eine Sackgasse. Am Ende befindet sich eine kleine Kirche mit einem kleinen Parkplatz, der beliebt ist bei lokalen Fischern. Das schlechte Wetter bleibt erst einmal – 14° und Dauerregen.

Privatstellplatz an der Liptovská Mara – auch das ist die Slowakei mit dem Campervan
Privatstellplatz an der Liptovská Mara – auch das ist die Slowakei mit dem Campervan

Wir finden unseren Stellplatz toll, haben unsere Ruhe und stehen direkt am Wasser. Und das im Hochsommer! Der Liptauer Stausee entstand in den 60er Jahren und verschluckte einige kleine Dörfer. Die Staumauer ist ca. einen Kilometer lang. Der nächste Tag beginnt weitaus besser. Der Regen hat irgendwann in der Nacht aufgehört und ab und zu kommt sogar die Sonne durch. Es ist jedoch sehr windig und immer noch sehr kühl.

Der Kaffee am Morgen am Liptauer Stausee
Der Kaffee am Morgen am Liptauer Stausee

Nach dem Kaffee springen wir noch schnell in den See. Das Wasser ist bestimmt 10° wärmer als die Lufttemperatur und wir entscheiden uns spontan, den See zu umrunden. Am Abend davor haben wir im Bus unser nächstes Ziel ausgesucht – die Demänová-Freiheitshöhle in der Niederen Tatra.

Die Demänová-Freiheitshöhle

Die Demänová Freiheitshöhle liegt am Nordhang der Niederen Tatra in einem Nationalpark.

Die Demänová-Freiheitshöhle
Die Demänová-Freiheitshöhle

Der obligatorische Parkplatz kostet 8 €, der Eintritt 9 € pro Person. Stündlich gibt es in der Saison geführte Touren durch die Höhle. Die Führung dauert ca. 45 Minuten. Fotos sind leider offiziell nur gegen die Bezahlung einer Gebühr von 10 € erlaubt. Daran hält sich jedoch verständlicherweise kaum jemand.
Wir haben uns während der Führung immer ganz hinten eingereiht und hatten dann ausreichend Zeit für die Besichtigung und sogar für Fotos und Videos.

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Das Innere der Demänová-Freiheitshöhle

Die Höhle ist beeindruckend und einen Besuch Wert. Die Temperatur in der Höhle soll selbst im Hochsommer deutlich unter 10° Celsius liegen. Es gibt dort besonders viele Tropfsteine. Die Farbe der Tropfsteine variiert von gelb, beige über rosa bis hin zu rot. Im Demänová Tal gibt es weitere Höhlen – so zum Beispiel die Demänová-Eishöhle.
Uns hat es im Demänová Tal sehr gefallen. Nach der Besichtigung der Höhle sind wir in das Tal weiter hinauf gefahren – zum in der Slowakei bekannten Skiort Jasna. Wir machen eine kurze Wanderung zum nächste Aussichtspunkt und genießen den 360° Ausblick von einem Aussichtsturm.

Der 2.024 m hohe „Chopok“
Der 2.024 m hohe „Chopok“ mit Skiliften, die bis auf den Gipfel führen
Wandern im Nationalpark „Niedere Tatra“
Wandern im Nationalpark „Niedere Tatra“

Im Winter muss dieser Ort ein kleines Skiparadies sein. Für die Wiener ist das Skigebiet Jasná Nízke Tatry – Chopok sogar besser und schneller zu erreichen als die Alpen Tirols. Es gibt sogar 2.000er hier und das in der Niederen Tatra. Der Chopok ist der zweithöchste Gipfel der Niederen Tatra.

Nach unserer Wanderung rollen wir mit Franzek, unserem T5 Campervan, das Demänovská Dolina(Tal) wieder hinunter und suchen uns währenddessen den nächsten Stellplatz. Wir werden schnell fündig und stellen uns auf den Parkplatz vor einer Burg – in Liptovsky Hradok.

Slowakei mit dem Campervan: Unsere Erfahrungen mit der Stellplatzsuche

Die Stellplatzsuche gestaltet sich in der Slowakei weitaus einfacher als wir zunächst dachten. Auf jedem Campingplatz ist auch ohne Reservierung ein Platz für unseren Franzek vorhanden. Trotzdem stehen wir die ersten Nächte frei. Für die Stellplatzsuche verwenden wir die üblichen Apps – also „park4night“ – und natürlich Google Maps. Das Wetter an den ersten tagen ist kühl und regnerisch, deshalb haben wir unsere Stellplätze fast für uns alleine. Manchmal begegnen uns Camper, die überwiegend aus der Slowakei, der Tschechei oder Polen kommen. Sehr selten sehen wir selbst ausgebaute Camper.

Die Burg in „Liptovsky Hradok“
Die Burg in „Liptovsky Hradok“

Stellplatz Ärger in Liptovsky Hradok

An unserem zweiten Stellplatz in Liptovsky Hradok gibt es morgens kurz vor unserer Abfahrt dann doch Probleme. Drei städtische Mitarbeiter kommen und befragen uns auf Slowakisch. Wir stellen uns Dumm und antworten auf Englisch. Sie geben zunächst auf und befragen unseren slowakischen Nachbarn. Es geht wohl um unerlaubten Müll, der irgendwo in der Natur hinterlassen wurde. Wir achten aber immer darauf, unseren Müll immer mitzunehmen. Trotzdem durchsuchen die Mitarbeiter alle Büsche und die nähere Umgebung unseres Campervans nach Beweismitteln. Wir machen uns dann nach fünf Minuten vom Acker und fahren weiter in die Hohe Tatra.

Stellplatz Ärger in „Liptovsky Hradok“
Stellplatz Ärger in „Liptovsky Hradok“

Nach den ersten tagen können wir sagen. Slowakei mit dem Campervan macht auf jeden Fall Laune. Tolles Land, gutes Essen und abwechslungsreiche Landschaften. Am besten gefällt uns, dass das Land noch überhaupt nicht überlaufen ist und wir Vieles für uns alleine haben. Das mag natürlich auch an Corona liegen.

Das Video zu unserem Slowakei-Abenteuer

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Marek

Marek

Marek, 1977 in Kieferstädtel, Schlesien geboren, ist ein Outdoor-Enthusiast und kreativer Tüftler aus München. Seine Leidenschaft für die Natur und das Abenteuer begann mit Familien-Camping- und Surftrips in Frankreich. Mareks Reise ins Vanlife begann mit einer einfachen Notwendigkeit – dem Ersatz seines alten VW Golfs – und führte ihn in die Welt der Campervans. Zusammen mit Martina hat er seinen VW T5 in ein gemütliches Zuhause auf Rädern verwandelt und dokumentiert ihre Reisen und DIY-Projekte. Marek, tagsüber Frontend-Entwickler und JavaScript-Experte, widmet seine Abende dem Van-Ausbau und der Erstellung von Inhalten, um Gleichgesinnte zu inspirieren

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