Marokko mit dem Campervan: Heißer Wüstenwind zwingt uns in den Hohen Atlas
Es ist Ende Oktober 2022, mit unserem Campervan FRANZEK sind wir für knapp 2 Monate in Marokko auf Reisen. Ein heißer Wüstenwind an der Atlantikküste zwingt uns in den kühlen Hohen Atlas. Auf unserer definierten Route lassen wir uns öfter durch innere und äußere Umstände leiten. Unsere letzte Planänderung Genug von Marokkos Inland – Wir brauchen eine Pause an der Küste brachte und ans Meer – nun müssen wir vor der Hitze fliehen!
Marokkos paradiesische Atlantikküste
Fischerdorf trifft Surferparadies
Wir klappern die Strände zwischen Tamri und Tamraght ab, das Angebot an Surfspots auf dieser Strecke ist unglaublich. Strände haben nette Namen wie Banana Beach, verwunschene wie Mistery Beach, oder gefährliche wie, Killer Point. Die Namen sagen es schon, es ist für jedes Surf-Level was dabei. Die Ortschaften sind meist kleine Fischerdörfer, in denen die Zeit stehen geblieben ist. Doch einige Orte wie Taghazout haben sich zu hippen Surfer-Städtchen entwickelt. Dort trifft Kaftan auf Hotpants, Tajine auf Vegan-Food und Minztee auf Cocktail entspannt aufeinander!
Mehr Informationen zu unserer Reiseroute:
Unsere gesamte Reiseroute „3 Monate Sabbatical mit dem Campervan“ kannst du auf Polarsteps nachvollziehen.
Klima in Marokko im Herbst und Winter
Herbst und Winter ist die beste Jahreszeit für eine Reise nach Marokko. Die Temperaturen variieren jedoch nach Region, je nachdem man sich am Atlantik, Mittelmeer, Gebirge oder Nähe der Sahara aufhält.
Der Norden des Landes hat mediterranes Klima und ist die regenreichste Region. Die trockenen Böden und ausgetrockneten Wadis verwandeln sich schnell in Sturzbäche. Im Landesinneren bildet das Atlasgebirge die Klimascheide des Landes. In den Wintermonaten fällt auch mal Schnee. Die Gegend um Agadir gilt als die wärmste im Winter. Die Wassertemperatur ist mit 21 Grad sehr angenehm. Heiß und trocken ist es auch in den Herbst- und Wintermonaten im Süden, hier spürt man die Nähe zur Sahara.
Wüstenwind und schlaflose Nächte im Campervan
Tagsüber hat es bis zu 39 Grad im Schatten, doch noch schlimmer sind die 30° in der Nacht mit 20% Luftfeuchtigkeit. Unser Campervan hat kein Dachfenster, mit dem man die Luft zum Zirkulieren bringen kann – mit offener Heckklappe und Fenstern fressen uns die Moskitos auf! Wir sind nach ein paar Tagen schlaflosen Nächten fix und fertig, das Innenleben unseres Autos kühlt nicht herunter und wir treffen unsere Entscheidung.
In unserem Campervan haben wir einen magnetischen Thermometer und haben so die Temperaturen tagsüber wie nachts im Blick. Unsere Empfehlung ist ein Thermometer mit zusätzlicher Anzeige der Luftfeuchtigkeit.
Scirocco heißt das Naturphänomen, das im Frühling bis Herbst in Marokko keine Seltenheit ist. Der gleichmäßige, staubige und heiße Wüstenwind fegt aus der Sahara Richtung Küste. Der Wind trägt den feinen, rötlichen Saharastaub, der sogar Deutschland erreichen kann, ein roter Himmel oder der sogenannte „Blutregen“ sind bekannt dafür.
Flucht in den Hohen Atlas
So schön wie der Vibe am Atlantik ist, verlassen wir die Küste nach ein paar Tagen wieder. Unser Auto mit sämtlichen Inhalt hat die hohe Temperatur angenommen und wir müssen dringend alle herunterkühlen! Was für ein Vorteil auf Reisen mit dem Campervan, spontan und flexibel Orte wechseln zu können. Wir fahren von der heißen Küste bei Taghazout in den Hohen Atlas auf die Passstraße Tizi-n-Test.
Die fruchtbare Region Souss-Massa
Die Region Souss-Massa zeigt uns wieder eine andere Seite von Marokko. Der Fluss Oued Souss ist ausschlaggebend für die fruchtbare Gegend. Landwirtschaft wird mal im kleinen Stil mit kleinteiligen Feldern, mal im großen Maßstab mit kilometerlangen Plantagen und Gewächshäusern betrieben. Die Flora und Fauna ist üppig, der Nationalpark Souss-Massa ist bekannt für Vogelbeobachtung – der einst ausgestorbene Waldrapp lässt sich mit etwas Glück erspähen!
Tizi n´Test Passstraße
Nach unserer positiven Erfahrung Über die Passstraße Tizi n’Tazazert mit dem Campervan ohne Allrad möchten wir noch mehrere Passstraßen in Marokko kennenlernen. Wir bedauern es, dass wir auf dem Jbel Sarhro auf 2.283 m nicht übernachtet haben. Nach der Hitzewelle sehnen wir uns umso mehr nach einem kühlen Schlafplatz.
Auf der Strecke kühlt es nach und nach herunter. Wir fühlen uns bei 30° im Schatten schon sehr komfortabel. Am Fuße des Hohen Atlas angekommen, schrauben wir uns über enge Serpentinen den die Passstraße hinauf. Unser Ziel ist das Café Tizi n´Test auf 2.100 m, das ein kleines Hostel und wenige Stellplätze zur Verfügung hat.
Auch wenn der Tizi n´Test nicht die bekannteste Passstraße ist, verschlägt es in das Café Reisegruppen, Fahrradtouristen und Urlauber mit Mietauto hierher. Wir genießen die herzliche Gastfreundschaft und nehmen das Angebot an lokalen Spezialitäten wahr.
Auf 2.000 m Höhe mit dem Campervan: Good to know!
Niedriger Siedepunkt und weniger Power am Gasherd: Wasser siedet bei 100 °C, aber das gilt nur auf Höhe des Meeresspiegels. Als Faustregel kann man sich merken: Pro 300 Meter Höhe sinkt der Siedepunkt um ein Grad. Wir befinden uns auf 2.000 Metern und das Wasser kocht bereits bei 93 Grad. Missverständlich könnte man meinen, dass Nudeln, Reis etc. schneller durch sind. Doch das Gegenteil ist der Fall, es benötigt mehr Zeit! Zudem sinkt bei niedrigen Temperaturen der Gasdampfdruck in Kartuschen oder Feuerzeugen, was zu einer schwächeren Flamme führt.
Reine Sonnenstrahlung: Der große Vorteil von Sonnenstrom in den Bergen ist das durch die Höhenlage. Je höher die Lage, desto besser die Ausbeute an Sonnenlicht. Meteorologisch: In den Bergregionen befinden sich sehr viel weniger Wolken am Himmel als im Flachland. Unsere Powerstation von Ecoflow laden wir auf 2.000 m Höhe in kürzester Zeit über unser Solarpanel auf.
Wanderung auf den umliegenden Berg
Am nächsten Morgen ergreifen wir die Chance auf den umliegenden Berg zu wandern. Nach einigen Wochen Marokko ist Wandern eher eine seltene Sportart geworden. Wir erkundigen uns bei dem Besitzer des Cafés und der Weg auf den nächsten Gipfel ist sogar mit einem 4×4 Fahrzeug passierbar. Also grünes Licht für die Wanderung auf eigene Faust.
Vorsicht: Bei der Recherche von Wanderrouten in Marokko wird schnell ein Guide empfohlen, der sich mit den Gegebenheiten der Gegend und der Wanderroute auskennt. Wanderwege sind meist nicht eindeutig ausgeschildert, die Markierungen auf den Pfaden sind meist aufeinandergestapelte Steine als Zeichen eines Wanderweges, oder Äste als Zeichen für Wegsperrungen. Für Wanderungen in entlegenen Gegenden oder gar steilen Schluchten ist auf jeden Fall ein Guide zu empfehlen!