Holzverbindungen im Camper – Rampa-Muffen, Einschlagmuttern & Co.
Praxistipps von Franzeks Reisen nach zwei Camperausbauten
Wir, Martina und Marek von Franzeks Reisen, haben bereits zwei Vans ausgebaut. Nachdem wir beim ersten Ausbau unseres T5 Aluminiumprofile verwendet haben, setzen wir beim aktuellen Projekt auf Ilomba beschichtetes Pappelsperrholz.
Basierend auf unseren Erfahrungen zeigen wir euch, wie man feste und wieder lösbare Verbindungen mit weichen Hölzern wie Pappel beim Camperausbau herstellt.
Warum wählen wir weiches Holz wie Pappel für den Camperausbau?
Weiche und somit auch leichte Hölzer eignen sich wegen ihres geringen Gewichtes sehr gut für den Ausbau von Campervans. Trotzdem sind sie noch robust genug für Möbel und Schubladen. Sie lassen sich sehr einfach zusägen und sind günstig im Preis.
Allerdings haben Weichhölzer auch einige Nachteile. Ihre Beschaffenheit macht es schwieriger, sie zu Möbeln und Einbauten zu verarbeiten. Holzschrauben neigen dazu, schnell auszureißen, und die ständigen Erschütterungen im Van arbeiten konstant an den Holzverbindungen.
Mehr zu den verschiedenen Holzarten findet ihr in unseren Artikeln: Holzarten im Vergleich: Was eignet sich am besten für den Camper-Umbau? und Holz oder Aluprofile für den Camperausbau
Lösbare und unlösbare Holzverbindungen beim Camperausbau
Beim Ausbau eines Campers ist es wichtig, auf die Flexibilität zu achten.
Lösbare Holzverbindungen, wie Schraub- und Steckverbindungen, haben den Vorteil, dass sie einfach demontiert und wieder zusammengebaut werden können. Das ist besonders praktisch, wenn Teile des Ausbaus modifiziert oder repariert werden müssen.
Unlösbare Verbindungen wie Leim- und Dübelverbindungen bieten zwar eine höhere Belastbarkeit, lassen sich aber nicht mehr zerstörungsfrei lösen.
Beim Camperausbau sollte auf einen guten Mix der beiden Verbindungstypen geachtet werden:
Kleinere oder eigenständige Möbelstücke können geleimt, größere Einheiten und die Verbindungen zum Van sollten durch lösbare Verbindungen hergestellt werden.
Stabile und beständige Verbindungen im weichen Holz
Holzschrauben
Für Weichholzverbindungen eignen sich Holzschrauben mit:
- Grobem Gewinde für guten Halt
- Großem Kopf für maximale Auflagefläche
Holzschrauben können in Verbindung mit Leim verwendet werden, oder ohne. Ungeleimte Schrauben bieten zwar eine lösbare Verbindung, aber die Löcher im weichen Holz können sich aufweiten.
Bei der Nutzung von gewöhnlichen Spannplattenschrauben sollte man bedenken, dass diese Schrauben für härtere Materialien konzipiert wurden. Aufgrund der Vibrationen, die während der Fahrt auftreten, können Verbindungen, die ausschließlich mit gewöhnlichen Spanplattenschrauben befestigt sind, mit der Zeit ihren Halt verlieren und locker werden.
Tellerkopfschrauben* sind praktisch, weil sie mit ihrem großen, tellerförmigen Kopf den Druck auf eine größere Fläche verteilen. Im Gegensatz zu anderen Schraubenarten verhindern sie so, dass der Schraubenkopf zu tief ins Holz eindringt. Das ermöglicht eine festere Verbindung, ohne dass das Holz gespalten wird.
Taschenlochschrauben* haben ähnlich wie Tellerkopfschrauben einen recht großen Kopf. Sie werden aber im Gegensatz zu den Tellerkopfschrauben für unsichtbare Verbindungen (Jigs) genutzt. Für die Erstellung der Löcher sind Bohrhilfen* sehr praktisch.
Spannplattenschrauben mit Teilgewinde eignen sich besonders, um zwei Holzstücke sicher zu verbinden, weil das Gewinde im unteren Teil greift und im oberen Teil am anderen Holzstück zieht, ohne durch ein Gewinde gebremst zu werden.
Euroschrauben* eignen sich besonders für Beschläge, wie zum Beispiel Scharniere. Sie sind kurz und breit und haben ein Grobgewinde.
Tipps und Tricks
- Vorbohren ist besonders bei Hartholz wichtig, weil das Holz sonst springen kann. Bei Weichholz kann manchmal darauf verzichtet werden.
- Für eine bessere Haltekraft kann auf die Schraube Holzleim oder PUR Leim* aufgetragen werden. Auch hilfreich gegen ein Losrütteln der Schrauben.
- Für tragende Verbindungen Holzleim und Holzschrauben kombinieren für maximale Festigkeit.
- Ausgerissene Schrauben können nach aufbohren durch Euroschrauben oder dickere Schrauben ersetzt werden
- Schrauben mit Bohrspitze* oder Cut-Spitze* können auch ohne vorbohren genutzt werden
Einschlagmuttern, Einschraubmuffen und Durchgangsbohrungen
Bei diesen lösbaren Verbindungsarten werden Maschinenschrauben für die Verbindung der Bauteile verwendet. Maschinenschrauben* haben im Gegensatz zu Holzschrauben den Vorteil, dass sie beliebig oft gelöst werden können.
Einschlagmuttern
Einschlagmuttern werden von der Rückseite ins Holz geschlagen oder gepresst. Dazu muss die Rückseite erreichbar sein. Sie haben ein metrisches Gewinde für Maschinenschrauben und verteilen die Kraft auf das umliegende Holz. Sie eigenen sich gut für eine sehr stabile, lösbare Verbindung.
Einschraubmuffen
Einschraubmuffen haben ein Außen- und Innengewinde und werden nach einer Vorbohrung direkt ins Holz geschraubt. Die Bohrung für eine M6 Einschraubmuffe sollte ca. 10 mm groß sein. Einschraub- oder Rampa Muffen werden verwendet, wenn der Einsatz von Einschlagmuttern nicht möglich ist, da man nicht an die Rückseite des Werkstücks kommt.
Vorteile:
- Einfache Montage ohne Zugang zur Rückseite
- Gleichmäßige Kraftverteilung im Holz
- Kostengünstig
Nachteile:
- Präzises vorbohren notwendig
- Geringere Belastbarkeit als Einschlagmuttern
Durchgangsbohrungen mit Kontermutter
Im Vergleich zu Einschlagmuttern und Einschraubmuffen bieten Durchgangsbohrungen mit Kontermuttern eine sehr hohe Belastbarkeit. Die Schrauben und Verbindungen sind einfach zu montieren und auch wieder zu demontieren. Allerdings ist der Zugang zur Rückseite des Werkstücks erforderlich, und die Schraubköpfe bleiben auf beiden Seiten sichtbar. Die Nachteile können durch die Verwendung niedriger Schraubköpfe (Linsenkopf-, Flachkopfschrauben) und die Nutzung von großen Beilagscheiben verringert werden.
Winkelverbinder
Winkelverbinder ermöglichen lösbare Verbindungen – im Zusammenspiel mit Einschlagmuttern, Einschraubmuffen oder Durchgangsbohrungen bieten sie eine stabile, lösbare Verbindung.
Nachteil dieser Verbindungsart sind Schraubköpfe und die Beschläge selbst, die herausstehen und aus ästhetischer und praktischer Sicht stören sein können. Das lässt sich durch Abdeckungen und Versenken der Beschläge kaschieren.
Probleme bei der Nutzung metrischer Schrauben
Metrische Schrauben können sich durch dauerhafte Vibrationen beim Fahren lösen. Dagegen hilft die Nutzung von Sicherungsmuttern*, Federringen oder Schraubenkleber*.
Leimen und Dübeln
Für Anfänger im Holzwerken wie uns gibt es unkomplizierte Möglichkeiten, Holzteile miteinander zu verbinden. Verleimen und Dübeln sind zwei Methoden, um unlösbare und sehr stabile Verbindungen herzustellen. Diese Techniken sind leicht umzusetzen und erfordern wenig Werkzeug.
Holzleim
Holzleim verbindet Holzteile dauerhaft und unlösbar, indem er in die Poren des Holzes eindringt und aushärtet. Deshalb sollte man Lacke und andere Arten der Behandlung der Holzoberfläche erst nach dem Leimen anwenden.
Es gibt verschiedene Leimarten. Bei unserem Ausbau haben wasserfesten Leim* und normalen Leim verwendet. Unser Küchenmodul und die Box in der Nähe der Schiebetür haben wir hauptsächlich mit wasserfestem Leim geklebt.
Dübeln
Dübel im Zusammenspiel mit Leim machen viele Verbindungen erst richtig stark und belastbar. Dafür kann man entweder normale Holzdübel oder spezielle Flachdübel verwenden. Wir haben uns bei unserem Ausbau für Flachdübel entschieden, weil die Arbeit damit viel einfacher ist. Man benötigt aber eine zusätzliche Maschine – eine Flachdübelfräse*.
Tipps und Tricks
- Klebefläche außen mit Malerkrepp abkleben, um Flecken zu vermeiden
- Nach dem Leim drauf ist, sollte man die Teile schnell, innerhalb von 10 Minuten, zusammenkleben und festdrücken.
- Vor dem Leimen immer trocken ausprobieren, ob die Teile korrekt ausgerichtet sind und passen
Verkleben und Leimen von beschichteten Sperrholzplatten (HPL/CPL)
Beschichtetes Sperrholz bietet einen sehr guten Schutz gegen Feuchtigkeit und Kratzer oder Dellen. Es lässt dich jedoch nicht mit gewöhnlichem Holzleim verleimen.
Spezielle Montagekleber* sorgen bei beschichteten Platten zusammen mit Primern und einer guten Säuberung der Klebeflächen für guten Halt.
Was haben wir für den Camperausbau genutzt?
Vorab – wir konkurrieren nicht mit japanischen Profi-Holzwerkern!
Unser Fokus legt auf einer pragmatischen, stabilen und kostengünstigen Lösung:
- geringes Gewicht
- langlebig und beständig im Camper
- einfache Verarbeitung
- ästhetisch Design
- preisgünstig
Küchenmodul
Beim Küchenmodul wurden alle Wände mit Flachdübeln und Leim verbunden. Die Schubladenschienen wurden aufgrund des Gewichtes der Schubladen mit jeweils drei Einschlagmuttern /Seite befestigt.
Bettmodul
Beim Bettmodul haben wir fast ausschließlich Durchgangsbohrungen mit großen Unterlegscheiben und Verbindungswinkel mit M6 Maschinenschrauben benutzt. Die Befestigung an der Bodenplatte wurde, wenn möglich, mit Einschlagmuttern oder Rampa-Muffen hergestellt. Das Bettmodul nimmt die ganze hintere Hälfte unsere Citroën Jumper ein und es muss demontierbar sein.
Schubladen
Die Schubladen im Franzek 2 haben wir aus 12 mm starkem Holz gebaut. Bis zu dieser Grenze kann man Flachdübel noch gut verwenden. Bis auf die 3 mm starken Rückwände sind unsere Schubladen komplett gedübelt, geleimt oder auchmit Undercover Jigs verschraubt und geleimt.